Digital Dabei in Gelsenkirchen: Fünf Jahre digitale Teilhabe für alle

Ob Messenger-Nachrichten, Navigation per Google Maps oder Musik-Streaming mit Spotify: Digitale Medien sind längst fester Bestandteil unseres Alltags. Doch für viele Menschen mit Assistenzbedarf ist der Weg in die digitale Welt nicht selbstverständlich. Oft fehlen die nötigen Kenntnisse, barrierearme Zugänge oder einfach jemand, der erklärt, wie es geht. Genau hier setzte das Projekt „Digital Dabei in Gelsenkirchen“ an.

Fünf Jahre lang – bis Januar 2025 – unterstützte das Sozialwerk St. Georg Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung dabei, digitale Medien selbstbestimmt und sicher zu nutzen. Das Ziel: digitale Teilhabe für alle – unabhängig von individuellen Fähigkeiten oder Vorerfahrungen.

In Workshops, Kursen und Einzeltrainings lernten die Teilnehmenden, wie sie ihre Geräte besser bedienen, mit anderen in Kontakt bleiben oder Informationen gezielt im Internet finden. Die Themen wurden alltagsnah, praxisorientiert und in einem Tempo vermittelt, das sich an den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientierte. Begriffe wie Fake News, Cybermobbing oder Datenschutz wurden in verständlicher Sprache erklärt und gemeinsam reflektiert.

Medienscouts als Multiplikator:innen

Ein besonderes Merkmal von Digital Dabei war der Peer-to-Peer-Ansatz: Einige Teilnehmende wurden zu Medienscouts ausgebildet – und gaben ihr Wissen später an andere weiter. So entstanden echte Multiplikator:innen mit Know-how und Selbstvertrauen. Der Lernerfolg war dabei weit mehr als nur technischer Fortschritt: Viele der Teilnehmenden berichteten von wachsendem Selbstbewusstsein, neu gewonnenem Mut und mehr Unabhängigkeit im Alltag. Einer von ihnen erzählte stolz: „Meine Großeltern kommen jetzt zu mir, wenn sie Hilfe mit dem Smartphone brauchen.“

Lernen mitten im Sozialraum

Auch außerhalb der Einrichtungen des Sozialwerks St. Georg konnte das Projekt Wirkung entfalten. So wurden verschiedene Angebote für den Sozialraum geöffnet – etwa in Kooperation mit dem Werkverein Gelsenkirchen. In den dortigen Werkstätten fanden Smartphone- und Computerkurse statt, in denen Menschen mit Behinderung gemeinsam lernten. Die Kurse waren bewusst klein gehalten, um eine persönliche Lernatmosphäre zu schaffen. Themen wie Bildschirmvergrößerung, Spracheingabe oder Social Media wurden genauso behandelt wie Datenschutz oder das sichere Nutzen von Apps. 

Das Interesse war groß, nicht nur innerhalb des Sozialwerks, sondern auch bei Mitbürger:innen aus Gelsenkirchen, die an offenen Workshops zur sicheren Nutzung von Smartphone und Internet teilnahmen. 

Die Rückmeldungen waren durchweg positiv – viele Klient:innen und externe Teilnehmende wünschten sich Anschlusskurse oder weitere Angebote.

Projekt mit nachhaltiger Wirkung

Dass Digital Dabei sich über die Jahre so erfolgreich entwickeln konnte, ist nicht zuletzt den engagierten Projektmitarbeitenden zu verdanken. Mit viel Geduld, Kreativität und Fachwissen schufen sie Lernräume, in denen Fragen willkommen waren, Wiederholungen selbstverständlich und der Spaß nicht zu kurz kam. Besonders eindrücklich war der feierliche Abschluss der Medientrainer:innen-Ausbildung im Stil von „Wer wird Millionär“ – samt Quizfragen, Limonade und viel Applaus.

Das Projekt wurde von der Aktion Mensch gefördert und erreichte über die Jahre in knapp 300 Workshops und Kursen viele Menschen – direkt durch Schulungen oder indirekt durch die Multiplikator:innen. Auch wenn Digital Dabei inzwischen abgeschlossen ist, wirkt es weiter: in der gestärkten Medienkompetenz, in der Haltung gegenüber Technik – und nicht zuletzt in der Überzeugung, dass digitale Teilhabe ein Menschenrecht ist.