„Wir wollen Möglichmacher sein“

Interview mit dem Vorstand der Stiftung Sozialwerk St. Georg

Am 7. Juni 2024 wurde Gitta Bernshausen einstimmig zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Sozialwerk St. Georg gewählt. Bis zu ihrer Pensionierung am 30. April 2024 war sie viele Jahre lang als Vorständin des Sozialwerks St. Georg tätig. Innerhalb der Stiftung hat sie die Nachfolge von Bernd Lepping angetreten, der die Stiftung 13 Jahre lang mitgeprägt hat. Gemeinsam mit dem langjährigen Vorsitzenden Dieter Czogalla spricht sie über neue Ansätze in der Projektfinanzierung, den ersten thematischen Förderschwerpunkt und die Rolle der Stiftung als Vermittler und „Geschichtenerzähler“.

Frau Bernshausen, Sie waren viele Jahre im Vorstand des Sozialwerks. Warum haben Sie sich entschieden, sich nach Ihrer Pensionierung in der Stiftung zu engagieren?

Gitta Bernshausen: Ich fühle mich dem Sozialwerk und den Menschen, die wir unterstützen, nach wie vor sehr verbunden. In der Stiftung kann ich meine Erfahrungen nutzen, um Projekte zu ermöglichen, die Teilhabe fördern und neue Impulse setzen.

Wie haben Sie sich im Vorstand neu aufgestellt?

Dieter Czogalla: Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt: Frau Bernshausen verantwortet die inhaltlichen und strategischen Schwerpunkte, ich kümmere mich um die Finanzen. Gemeinsam achten wir darauf, dass unsere Förderung nachhaltig wirkt und dort ankommt, wo sie gebraucht wird.

2025 steht erstmals ein thematischer Förderschwerpunkt im Mittelpunkt – was steckt dahinter?

Gitta Bernshausen: Wir fokussieren uns auf das Thema „Gesundheit“. Ziel ist es, Angebote zur Gesundheitsförderung auch für Klientinnen und Klienten weiterzuentwickeln. Wir hoffen, damit kreative Ideen aus den Einrichtungen anzustoßen und neue Wege zu gehen.

Heißt das, andere Themen treten in den Hintergrund?

Dieter Czogalla: Ganz im Gegenteil. Themen wie Inklusion, Teilhabe oder Lebensqualität bleiben genauso wichtig. Der neue Schwerpunkt ist ein zusätzliches Element, das uns hilft, gezielter zu fördern – nicht mit der Gießkanne, sondern mit Wirkung.

Welche Projekte haben Sie 2024 besonders bewegt?

Gitta Bernshausen: Ein besonderes Highlight war für mich die Projektförderung der sogenannten Gastro- und Alltagshelden-Qualifizierungen. Dabei geht es um neue Bildungsangebote für junge Menschen mit Assistenzbedarf, die für eine mögliche Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

Dieter Czogalla: Ein wirklich tolles Projekt war auch die Entwicklung der sogenannten „Wohlbefindlichkeits-App“ für Menschen mit Demenz. Wir haben die App gerne unterstützt, denn es ist eine große Herausforderung herauszufinden, wie es einzelnen Menschen mit Demenz geht – und was ihnen hilft, sich wohler zu fühlen. Neue, moderne Wege zu beschreiten, um die Lebensqualität zu verbessern, ist da absolut richtig und wichtig.
Natürlich gab es noch viele weitere Projekte, die sehr bedeutsam sind für die Menschen vor Ort. Ein großer Teil waren kreative, gemeinschaftliche und sportliche Aktivitäten und Aktionen, wodurch die Teilhabe der Menschen gestärkt wurde. 

Können Sie uns einige wichtige Kennzahlen für das Jahr 2024 nennen?

Dieter Czogalla: Die Förderzusagen beliefen sich im Jahr 2024 auf insgesamt 49.219,77 Euro. Die Spendeneingänge der Stiftung lagen 2024 bei rund 25.415 Euro und waren damit niedriger als im Vorjahr (2023: rund 30.000 Euro). Sämtliche Spenden werden in der Stiftung Sozialwerk St. Georg zeitnah für die jeweiligen satzungsmäßigen Zwecke eingesetzt.

Wie wollen Sie künftig Unterstützerinnen und Unterstützer gewinnen?

Dieter Czogalla: Vor allem über persönliche Ansprache und das Erzählen von Geschichten. Unsere Projekte sollen zeigen: Hilfe kommt genau da an, wo sie gebraucht wird.

Welche Herausforderungen sehen Sie, um die Förderung innovativer Projekte sicherzustellen?

Gitta Bernshausen: Eine der größten Herausforderungen ist die Kommunikation: Es ist wichtig, dass die Mitarbeitenden im Sozialwerk wissen, dass sie sich mit besonderen Projekten an uns wenden können. Ebenso wichtig ist es, Transparenz bei der Mittelverteilung zu schaffen. Tatsächlich ist es so, dass in bestimmten Einrichtungen mehr umgesetzt wird als anderswo – etwa, weil Verwandte gezielt für Projekte in einem bestimmten Haus spenden, die dann direkt ihren Angehörigen zugutekommen. Es ist für uns wichtig, dass den Menschen solche Zusammenhänge deutlich zu machen, damit sich niemand ungerecht behandelt fühlt.

Dieter Czogalla: Unser Ziel ist es weiterhin, innovative und zukunftsweisende Projekte umzusetzen, die ohne unsere Unterstützung nicht realisiert werden könnten. Unsere Aufgabe ist es, die vorhandenen Ressourcen gezielt einzusetzen, um langfristig positive Veränderungen für unsere Klientinnen und Klienten zu schaffen.