
20 Jahre Betreutes Wohnen in Familien
Seit 2005 gibt es im Sozialwerk St. Georg das Betreute Wohnen in Familien (BWF). Das Wohnangebot für Menschen mit Assistenzbedarf begann in Ense-Bremen und ist seitdem ein fester Bestandteil des Leistungsspektrums. Viele Menschen profitieren von einem Zuhause in einer Gastfamilie, in der sie Wertschätzung, Nähe und Unterstützung erfahren.
Im Kreis Soest lebten 2024 insgesamt 24 Klient:innen in 22 Gastfamilien, berichtet Margarida Haselhorst, Fachkraft im Soester Team: „Die Zahl der betreuten Personen ist zwar nicht groß, doch das Angebot zeichnet sich durch Kontinuität und viel Engagement aus“, erklärt die Diplom-Sozialarbeiterin. „Das BWF ist gelebte Inklusion: Wenn Menschen in das Leben der Familie integriert werden, an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen, in denselben Verein gehen oder sogar mit in den Urlaub fahren, dann gelingt Inklusion besser als in vielen besonderen Wohnformen.“
Das Betreute Wohnen in Familien gibt es auch in anderen Regionen des Sozialwerks. Während der Kreis Soest und der Kreis Coesfeld früher gemeinsam betreut wurden, haben sich die Teams inzwischen getrennt, um den regionalen Bedürfnissen besser gerecht zu werden. Seit einigen Jahren besteht das Angebot außerdem in Gelsenkirchen und im Hochsauerlandkreis.
Veränderungen und Herausforderungen 2024
2024 brachte einige Veränderungen in der Ansprache neuer Gastfamilien mit sich.
„Früher waren Zeitungsanzeigen ein wichtiges Mittel, heute setzen wir stärker auf soziale Medien und aktualisierte Flyer“, erklärt Haselhorst. „Die klassischen Anzeigen funktionieren kaum noch, dennoch sind die Flyer vor Ort wichtig, um Menschen direkt anzusprechen.“ Es sei viel Arbeit, die Bedürfnisse der Klient:innen und Familien zusammenzubringen. Doch das Angebot werde in der Region konstant gebraucht, und man könne es behutsam ausbauen.
Ein Angebot, das Vertrauen und Teilhabe schafft
Das Betreute Wohnen in Familien richtet sich an erwachsene Menschen mit kognitiven Einschränkungen, psychischen Behinderungen sowie Suchterkrankung, die sich zum Beispiel in den besonderen Wohnformen nicht gut zurechtfinden und eher kleinere, individuellere Settings benötigen. Die Klient:innen leben als Gast in einer Familie mit eigenem Zimmer und sind in den Alltag der Gastfamilie integriert. Fachliche Begleitung und regelmäßige Hausbesuche durch erfahrene Mitarbeitende sind dabei selbstverständlich.
„Es geht um mehr als Wohnraum“, betont Haselhorst. „Es geht um Vertrauen, Respekt und ein tragfähiges Miteinander.“ Die Vermittlung erfolgt behutsam: Nach einem Erstkontakt folgen Gespräche, eine Probewohnzeit und intensive Begleitung, damit die Wohnsituation für alle passt. Die Familien brauchen keine Fachausbildung, aber Offenheit und Empathie. Als Ausgleich erhalten sie eine Betreuungspauschale sowie anteilige Kostenübernahme für Lebensmittel und Wohnraum.
Auch Menschen aus dem Ambulant Betreuten Wohnen finden immer wieder den neuen Weg ins Betreute Wohnen in Familien. So berichtet Haselhorst von einem jungen Mann, der zuvor in einer Notunterkunft lebte und inzwischen in einer Gastfamilie ein neues Zuhause gefunden hat: „Er war vorher einsam und antriebsarm, jetzt ist er nicht wiederzuerkennen. Er nimmt aktiv am Familienleben teil, geht regelmäßig zur Arbeit in die Werkstatt und hat deutlich mehr Lebensfreude gewonnen. Das zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist, um Menschen neue Perspektiven zu geben.“
Ein wachsendes, aber behutsames Angebot
Das Betreute Wohnen in Familien ist kein Massenangebot, sondern ein wertvolles Angebot für Menschen, die in familiären Strukturen aufblühen und ein selbstbestimmtes Leben führen möchten. „Wir bauen das Angebot stetig ein wenig aus, doch es bleibt ein Projekt, das viel Zeit, Engagement und Geduld erfordert“, sagt Haselhorst. Das Sozialwerk St. Georg sucht deshalb weiterhin Menschen, die sich vorstellen können, als Gastfamilie einen Unterschied zu machen.
Alltag in einer Gastfamilie
Weitere Informationen zum Betreuten Wohnen in Familien erfahren Sie auf der Internetseite des Sozialwerks.